Übersetzung von Begriffen, Konzepten, Habitusformen, Arbeits weisen. Was in der Stadt geht, geht nicht ohne weiteres auch im Bergdorf. Aber: Was Stadt und (Berg)Land dabei jeweils ausmacht, ist keineswegs so klar, wie uns die gängigen Bilder im Kopf das Glauben machen. Auch in Bergregionen wird „urban" gedacht und gelebt, nicht nur in dem allgemeinen Sinne, dass medial vermittelte Gleichzeitigkeit (mit allem, was da an Vorstellungen und Phantasien dranhängt) im globalen Maßstab auch in abgelegenen Alpenraumzonen alltäglich ist und die Welt nicht am Ausgang des Tals endet. Aber hier gilt es nun auch, genauer hinzuschauen
Bergregionen in der Nähe von ökonomisch starken Gebieten - nennen wir sie periurbane Bergregionen - wie etwa im Einzugsbereich des Rheintals, die in einer engen sozioökonomischen Verbindung miteinander stehen: hier findet das berufliche Leben zumindest eines Teils der Dorfbewohner im nichtdörflichen Umfeld statt, was Rückwirkungen auf die Resonanz der regionalen und lokalen Gemeinschaft für Themen aus dem quasistädtischen Umfeld hat; es mischen sich angestammte lokale Bevölkerung und Zuzügler und zuweilen wird ein Motto wie „Wohnen, wo andere Ferien machen" zur Markierung solcher Dorfstrukturen gewählt. Diese Regionen sind zwar meist gut angebunden und nahe an ökonomisch prosperierenden Zonen, allerdings meist auch nicht billig - was für kultur- und kreativwirtschaftliche Aktivitäten, die auf mehrheimischen Lebensformen basieren, durchaus ein bedenklicher Faktor sein kann. Aber - solche Regionen sind jedenfalls nicht völlig unmusikalisch für urbane Denkstile, was sie wiederum für manche kultur- und kreativwirtschaftliche Akteure interessant machen kann. Für konkrete Aktivitäten aus kultur- und kreativwirtschaftlichem Antrieb bieten sich daher Möglichkeiten, außerstädtisehe Atmosphären und die „vertikale" Dimen-
Bergregionen in entwickelten Tourismusdestinationen - nennen wir sie temporär urbane Regionen: Meist durch Saisonbetrieb und einen Hochwinter -Hochsommer-Rhyth mus geprägt (und in nicht wenigen Fällen sehr ungleich verteilt: also entweder Sommer- oder Winterfokus) gleichen diese teilweise eher temporären „Zwischenstädten", in denen Elemente des Urbanen und des Dörflichen verwoben sind. Leerstand und Raumnot wechseln ab. Soziokulturell finden regelmäßige atmosphärische Metamorphosen statt: die Arbeitskräfte im Tourismus sind wie die Gäste meist nur Teilzeiteinwohner, die nomadisch leben und geo grafisch den saisonalen Konjunkturen folgen - auch das prägt die Atmosphäre vor Ort in eigenwilliger Weise.